COPPA: Panik auf YouTube gerechtfertigt?

COPPA und seine möglichen Auswirkungen auf YouTube hat Panik ausgelöst unter vielen YouTubern. Nun wird wieder der Untergang von tausenden Kanälen auf YouTube prophezeit. Aber was ist dran? Und was ist COPPA? Wir klären auf.

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Der Hintergrund.

COPPA ist eine traditionelle italienische Spezialität aus dem Schweinenacken. Aber es bedeutet auch Children’s Online Privacy Protection Act. Dieses US-Gesetz wurde bereits 1998 beschlossen und trat am 21. April 2000 in Kraft. COPPA soll Betreiber von Websites dazu anhalten, restriktiv mit den persönlichen Daten von Kindern unter 13 Jahren umzugehen. Also beabsichtigt es den Datenschutz für Kinder unter 13 Jahren im Internet. Deshalb führten z.B. Facebook und YouTube Altersgrenzen für Kinder ein.

Der Verstoß.

Obwohl COPPA bereits seit 19 Jahren gilt, verstießen Plattformen wie YouTube und andere ständig gegen dieses US-Gesetz, da keine echte Alterskontrolle durchgeführt wurde. So musste man z.B. bei Anmeldung lediglich das eigene Alter versichern. Eine weitere Kontrolle fand nahezu nicht statt. In der Folge gab es natürlich trotzdem Nutzer unter 13 Jahren und sogar diverse Betreiber erfolgreicher YouTube-Kanäle, die nicht älter als zwölf Jahre waren. Das alles sind eindeutige Verstöße gegen COPPA.

Verfahren und Einigung.

Die für die Einhaltung von COPPA zuständige US-Behörde Federal Trade Commission (FTC) verklagte daraufhin zusammen mit dem Staat New York die Plattform YouTube. Am 4. September 2019 kam es zu einem Vergleich. In dem Vergleich verpflichtete sich YouTube, eine Strafe von 170 Millionen $ wegen der diversen Verstöße gegen COPPA zu zahlen. Darüber hinaus verpflichtete sich YouTube aber auch noch, eine Vielzahl neuer Regeln einzuführen. Diese neuen Regeln führen bei vielen YouTubern zu Bauchschmerzen bis handfesten Existenzängsten.

Die neuen Regeln.

YouTube erklärt die Regel-Änderungen so:

„Unabhängig von deinem Standort musst du angeben, ob deine Videos speziell für Kinder erstellt wurden oder nicht.“(…)

https://support.google.com/youtube/answer/9528076?hl=de

„Wenn du deine Inhalte nicht korrekt einstufst, kann das für dich Folgen auf der YouTube-Plattform oder rechtliche Konsequenzen gemäß den COPPA-Bestimmungen und anderen Gesetzen haben.“

https://support.google.com/youtube/answer/9528076?hl=de

Kein Problem? Denn ich mache ja nur Schrauber-Videos für Zweitaktroller? Think again! Denn die ebenfalls von YouTube veröffentlichten Leitlinien der FTC, wann ein Video „auf Kinder ausgerichtet“ und damit „speziell für Kinder“ sei, sind hochproblematisch:

  • Kinder sind entsprechend den unten beschriebenen Faktoren die Hauptzielgruppe.
  • Kinder sind entsprechend den unten beschriebenen Faktoren zwar nicht die Hauptzielgruppe, das Video richtet sich aber dennoch an sie.

https://support.google.com/youtube/answer/9528076?hl=de

Und hier nun die erwähnten Faktoren, die darüber entscheiden sollen, ob es sich um ein Video „speziell für Kinder“ handelt:

Das Thema des Videos (z. B. pädagogische Inhalte für Kinder im Vorschulalter), ob

  • Kinder die beabsichtigte oder tatsächliche Zielgruppe des Videos sind
  • im Video Kinder als Schauspieler oder Models auftreten
  • im Video Figuren, Personen, Prominente oder Spielzeuge vorkommen, die für Kinder interessant sind; hierzu gehören auch Animations- oder Cartoonfiguren
  • die im Video benutzte Sprache auf Kinder ausgerichtet und für Kinder verständlich ist
  • das Video Aktivitäten zeigt, die für Kinder interessant sind, z. B. Rollenspiele, einfache Lieder oder Spiele, oder ob es Inhalte der Früherziehung behandelt
  • im Video Lieder, Geschichten oder Gedichte für Kinder vorkommen
  • Andere Informationen, mit deren Hilfe du deine Zielgruppe besser bestimmen kannst, z. B. Erfahrungswerte bezüglich deiner Zuschauer

https://support.google.com/youtube/answer/9528076?hl=de

Ausgerichtet? Verständlich? Interessant? Wie beim Durchlesen schnell klar werden dürfte, kann COPPA so ziemlich jeden Content betreffen, der sich auf YouTube finden lässt. Aktivitäten, die für Kinder (unter 13 Jahren) interessant sind, kann unseres Erachtens auch das Schrauben an Zweitaktrollern aus der ehemaligen DDR, Videos über das Plätzchenbacken, Kinofilm- oder z.B. Schminktipps betreffen. Warum sollten Kinder unter 13 Jahren daran nicht interessiert sein? Dementsprechend panisch reagieren z.B. die zahlreichen Ersteller von Videos (Creators) über Klemmbausteine (Lego, COBI und weitere Mitbewerber), Lets-Player, Brettspiel-Tester etc. Ihr Content dürfte auf jeden Fall betroffen sein.

Die Konsequenzen.

In den USA drohen Geldstrafen bis zu 42.530 $ pro Verstoß gegen COPPA. Dies dürfte aber nur gegen Creator aus den USA durchsetzbar sein, da es sich bei COPPA um ein nationales Gesetz der USA handelt. YouTube selbst ist aber ein US-Unternehmen und möchte deshalb bei sämtlichen Creators diese Regeln durchsetzen. Denn COPPA nimmt US-Plattformen auch für die Verstöße von ausländischen Creators in Haftung, wenn deren Videos auf Kinder unter 13 Jahren in den USA abzielen bzw. von diesen erreichbar sind. Dies dürfte im Internet häufig der Fall sein.

Noch verwirrender wird es, da YouTube für ausländische Creators (also nicht aus den USA) die Altersgrenzen noch schwammiger formuliert:

„Für Creator außerhalb der USA gelten möglicherweise weitere gesetzliche Verpflichtungen, die sie bei der Beurteilung, ob ihre Inhalte speziell für Kinder sind, beachten müssen. Bedenke auch, dass in den USA zwar jeder unter 13 Jahren als Kind gilt, die Altersgrenze in anderen Ländern aber abweichen kann. Achte daher auf die oben genannten Faktoren und berücksichtige dabei die Definition eines Kindes gemäß den Gesetzen deines Landes. Wenn noch Fragen offen sind, solltest du juristischen Rat von einem Rechtsberater einholen.“

https://support.google.com/youtube/answer/9528076?hl=de

Alles klar?!

Europäischen Contentanbietern drohen damit nicht unbedingt hohe Geldstrafen. Sie werden aber durch eigene Regelungen von YouTube hart getroffen werden. YouTube gibt sich gewohnt kryptisch:

„Wenn du deine Inhalte nicht korrekt einstufst, kann das Folgen für dich auf der YouTube-Plattform haben.“

https://support.google.com/youtube/answer/9528076?hl=de

Was das bedeutet, werden sich erfahrene Creator ausmalen können. Das Verbot der Monetarisierung oder zumindest wesentlich abgeschwächte Monetarisierungs-Möglichkeiten, Strikes und Sperren bei Verstößen, reduzierte Listung und Sichtbarkeit. Viele Creator z.B. aus der Klemmbaustein-Ecke haben sich deshalb bereits Gedanken gemacht und ihre Sorgen geäußert, wie hier z. B. der bekannte Klemmbaustein-Blogger „Der Held der Steine“ Thomas Panke

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oder gleich mehrere Klemmbaustein-Youtuber in diesem sehr ausführlichen Talk:

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und schließlich einer der Auslöser der ganzen Debatte: JANGBRICKS.

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Unser Vorab-Fazit:

Ob COPPA zu einem Kanäle-Sterben, dem großen Abwandern oder der gerichtlichen Verfolgung von Creators führen wird, ist leider noch nicht seriös zu beurteilen. Bitte immer auch daran denken, dass hauptsächlich mit Panikmache viel Traffic generiert wird. Wir hoffen jedenfalls, dass die Auswirkungen nicht so schlimm wie befürchtet sein werden. Gerade aufgrund der momentanen politischen Situation in den USA ist dies aber leider völlig unklar. Die Platformen haben panische Angst davor, bei den Gesetzgebern in Ungnade zu fallen. Dann würde weitere Regulierung drohen. Dies ist eine ernste Gefahr für die Geschäftsmodell der großen Plattformen. Ausgetragen wird dieser Kampf leider auf dem Rücken der Creators. Deshalb: Jeder Creator auf YouTube sollte sich also auf ganz erhebliche Umstellungen einstellen und seine Veröffentlichungspraxis und Monetarisierungs-Gewohnheiten überprüfen.

Wir bleiben dran!

Hier noch einige FAQ der FTC zu COPPA.

Noch Fragen?

  • Du brauchst Hilfe bei der Beurteilung, ob du von COPPA betroffen bist?
  • YouTube hat Maßnahmen gegen dich ergriffen, die nicht gerechtfertigt sind?
  • Dein Geschäftsmodell ist in Gefahr?
  • Du hast andere Fragen z.B. zur Abmahnung sicheren Kennzeichnung deiner Aktivitäten im Internet, ob man sicheren Allgemeinen Geschäftsbedingungen o.ä.?

Wir sind für dich da!

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